Die in Düsseldorf ansässige KYTHERA Kultur-Stiftung unter Vorsitz ihrer Gründerin Gabriele Henkel ehrt den 1941 geborenen und in Berlin lebenden Soziologen, Essayisten und Wissenschaftsmanager Wolf Lepenies als ihren fünfzehnten Preisträger, ausgezeichnet für das Jahr 2016.

Wolf Lepenies, der in Deuthen bei Allenstein in Ostpreußen geboren wurde, wuchs nach Ende des Kriegs in Koblenz auf und studierte an der Universität Münster Soziologie und Philosophie. Nach der Promotion in Münster 1965 habilitierte er sich 1970 an der Freien Universität Berlin, an der er von 1984 bis zu seiner Emeritierung 2006 als ordentlicher Professor für Soziologie lehrte. Zu Forschungsaufenthalten weilte Lepenies wiederholt an der Maison des sciences de l’homme in Paris und dem Institute for Advanced Study in Princeton. 1984 wurde er in das Wissenschaftskolleg Berlin berufen, dessen Leitung er von 1986 bis 2001 innehatte. 1991 gehörte er zu den Gründern des Collegium Budapest. Neben diesen Tätigkeiten im Wissenschaftsbetrieb veröffentlichte Lepenies eine Reihe von Büchern wie u. a. Melancholie und Gesellschaft (1969), Das Ende der Naturgeschichte. Wandel kultureller Selbstverständlichkeiten (1976), eine vierbändige Geschichte der Soziologie (1981), Sainte-Beuve. Auf der Schwelle zur Moderne (1997), Auguste Comte. Die Macht der Zeichen (2010) und zuletzt Die Macht am Mittelmeer. Französische Träume von einem anderen Europa (2016).

Wie diese in Auswahl genannten Schriften zeigen, setzte sich Wolf Lepenies in Monographien und Essays mit einem kulturphilosophisch inspiriertem weit gefächerten Themenspektrum auseinander, das die engeren Grenzen der soziologischen Wissenschaft stets mit intellektuellem Zugewinn überspielte. Das verschaffte ihm verdientermaßen das Ansehen eines Publizisten von fraglos europäischem Rang.

Die im Jahr 2001 gegründete Stiftung würdigt mir ihrem 25.000 Euro dotierten Kythera-Preis Persönlichkeiten, die sich um die Vermittlung insbesondere der romanischen Kultur verdient gemacht haben. Bisher ausgezeichnet wurden die Verleger Klaus Wagenbach, Franco Maria Ricci und Michael Krüger, die Regisseure Patrice Chéreau, Volker Schlöndorff und Luc Bondy, der Dirigent Claudio Abbado, der Architekt Renzo Piano, die Kunsthistoriker Sylvia Ferino und Willibald Sauerländer, der Schriftsteller Claudio Magris, die Dramatikerin und Romanautorin Yasmina Reza sowie den Journalisten, Essayisten und Schriftsteller Martin Meyer.

Die Preisverleihung findet am 15. Dezember 2016 in Berlin statt. Die Laudatio hält der Schriftsteller Michael Krüger.